Blog zur Stadtbücherei
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Die fünf Phasen des Projekts
11.03.2020
Von Baugrube bis Feinarbeit – so lässt sich, grob gesagt, der Bau der Neuen Stadtbücherei überschreiben. Bauleiter Alexander Driemel vom Darmstädter Büro Blumenstein+Architekten hat geholfen, die einzelnen Phasen des Baus in übersichtliche Portionen zu bringen. Und zwar in verständlicher Sprache. Denn wenn die Fachleute über diesen ungeheuer komplexen Vorgang in der Innenstadt auf ihre Art sprechen, steigt der Laie schnell aus. Aber es sollen ja alle verstehen, warum beim Bauen welcher Abschnitt auf den nächsten folgt und warum es in bestimmten Phasen schneller und in anderen langsamer vorangeht.
Das sind die fünf Phasen des Baus:
Phase 1: Die Baugrube
Phase 2: Der Rohbau
Phase 3: Gebäudehülle (Fassade & Dach)
Phase 4: Der Innenausbau
Phase 5: Rest- und Feinarbeiten (mit anschließender Übergabe an die Mieter)
Zur Phase 1, der Baugrube, lässt sich sagen: Sie ist geschafft. Das Ausheben einer Grube, aus der der spätere Bau erfolgt, liegt hinter den Experten. Driemel bemerkt: „Es waren schwierige Verhältnisse, weil eine Lehm- und eine Schotterschicht dafür gesorgt haben, dass das Wasser schlecht ablaufen konnte. Sobald diese nass wurde, ist sie verschlammt.“
Zur Baugruben-Phase zählten ferner: „Verschiedene Brunnen zu bohren mit Drainage-Leitungen, um das Wasser in Absatzbecken zu pumpen und dann in den Kanal zu leiten“, so Driemel. In Hofheim sei die Herausforderung gewesen, „das links und rechts der Grube wenig Platz zur Verfügung war“. Deswegen mussten Stahlträger eingebaut werden, um das Erdreich aufzufangen. „Aus dem Dreck herauszukommen ist die erste Hürde“, beschreibt Driemel plakativ.
Insofern steht nun Phase 2 an. Der Rohbau.
Der beginnt mit dem Gießen der Bodenplatte, damit das Untergeschoss entstehen kann. Hier werden Parkflächen entstehen, zudem die Keller- und Technikräume für Stadtbücherei und Stadtarchiv. Auch ein Metall-Gehäuse für den Tresorraum der Taunus Sparkasse wird hier gebaut. Des Weiteren zählt das komplette Skelett des künftigen Gebäudes dazu. „Also die tragenden und raumbildenden Teile“, sagt Driemel.
Kennzeichnend für die zweite Phase ist ferner, dass der personelle Auftrieb an der Baustelle noch übersichtlich ist. Driemel nennt das die „Gewerke-Dichte“. Neben dem Tiefbauer, der für die Baugrube zuständig ist, sind lediglich die Mitarbeiter der Rohbau-Unternehmen beschäftigt.
In der Phase 3, der „Fassaden- und Hüllenphase“ nimmt der Betrieb auf der Baustelle dann etwas zu. „Dann haben wir Leute für die Arbeiten an den Fassaden und Fenster, Gerüstbauer und den Dachdecker“ erklärt Driemel. „Das Ganze wird zum Orchester, das man versucht zu dirigieren.“
Es folgt Phase 4. Der Innenausbau. In dieser Phase der Bautätigkeit wird die höchste Dichte an Gewerken erreicht. Im Einzelnen sind jetzt Fachleute für folgende Gebiete engagiert – teilweise in einer gewissen Abfolge, teilweise auch gleichzeitig: Trockenbau, Innenputz, Estrich, Bodenbelagsarbeiten, Innentüren.
Zudem: die technische Gebäude-Ausrüstung. Leitungen, Lüftungsanlagen, Mess- und Regeltechnik. „In dieser Phase entsteht das, was man hinterher nicht mehr sieht, wenn man auf ein gestrichenes Stück Tapete schaut“, sagt Driemel. „Wenn man einen Bau mit einem menschlichen Körper vergleichen möchte, dann entstehen nach dem Skelett jetzt die Arterien und Sehnen, die Fassade ist die Haut und alles was irgendwie motorisch funktioniert wie Hauseingangs-Türen oder Sonnenschutzanlagen sind dann die Muskeln.“
Driemel weiter: „Jetzt sind viel mehr Akteure mit am Tisch, fließen viel mehr Meinungen und Anregungen ein. Die Herausforderung ist es, einen Konsens zu finden.“
Wenn der erzielt ist, kann Phase 5 folgen. Die Restarbeiten, die in der Realität meist mehr sind als das, was man gemeinhin unter dem Begriff „Rest“ versteht. „Es ist die Phase, in der das Gebäude in seiner Gänze übergeben wird“, sagt Driemel. Das Ergebnis wird gemeinsam inspiziert, Unsauberkeiten werden definiert und etwaige Nacharbeitung angemahnt. „Zur Übergabe zählen auch die Sachverständigen-Abnahme, etwa für technische Anlagen, Brand- und Wärmeschutz. Im Prinzip ist es die erste Inbetriebnahme des Gebäudes.
Fakten zur Person: Alexander Driemel
Alexander Driemel ist Jahrgang 1985 und hat nach Abitur und Zivildienst Architektur studiert. Bereits für das HWB-Projekt in der Frankfurter Straße 80 hat er als Bauleiter fungiert. Er war von 2010 bis 2017 beim Darmstädter Büro Gottstein und Blumenstein Architekten BDA beschäftigt und ist dies seit 2017 für Blumenstein+Architekten GmbH, welche für Gottstein und Blumenstein Architekten BDA die Ausschreibung, Bauleitung und Dokumentation übernimmt.