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Blog zur Stadtbücherei

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Wir archivieren für die Ewigkeit

17.02.2020

Wir archivieren für die Ewigkeit

Stadtarchivar Matthias Bartsch über Ordnungsprinzipien, die Haltbarkeit von Dokumenten und die Erwartungen an das neue Domizil in der Neuen Stadtbücherei.

Herr Bartsch, was macht eigentlich ein Stadtarchivar?

Matthias Bartsch: Grundsätzlich sind Stadtarchivare für all das Schriftgut zuständig, das in der Stadtverwaltung nicht mehr für den laufenden Geschäftsbetrieb benötigt wird, also Akten, Pläne und sonstige Dokumente, auch Audiovisuelles. Heißt: wir sichten und bewerten Material nach dem Gesichtspunkt, ob es einen Wert hat, der erhalten bleiben muss für eventuell später stattfindende Forschungen, Stadtkommunikation oder andere Themenfelder.

Nehmen wir an, sie stellen fest, dass gesichtetes Material diesen Wert hat. Was tun Sie dann?

Bartsch: Wir arbeiten das so auf, dass es erhalten werden kann. Das fängt ganz lapidar damit an, Klammern zu entfernen, so dass nichts rosten kann. Nach der Aufarbeitung folgt, dass man das Material verzeichnet und dann schlichtweg aufhebt, damit man es in einem weiteren Schritt der Öffentlichkeit zugänglich machen kann. Kommunale Archive haben nur einen Sinn, wenn sie auch genutzt werden. Wir heben nichts auf, nur um es aufzuheben.

Wie kommen Sie zum Urteil, etwas ist es wert aufgehoben zu werden?

Bartsch: Das ist die große Herausforderung. Es hilft, sich die Frage zu stellen, was die Menschen in 100 Jahren interessieren wird oder eben auch nicht und was für Unterlagen man aufheben muss, um einen gewissen Querschnitt abzubilden.

Aus welchen Quellen stammt das Material?

Bartsch: Im Wesentlichen aus der Stadtverwaltung und aus der Bevölkerung.

Wenn Sie gesichtet, bewertet und aufbereitet haben. Nach welchen Ordnungs-Kriterien legen Sie ab? Anders gefragt: Wie findet man etwas wieder im Stadtarchiv?

Bartsch: Auch darin liegt eine Herausforderung. Wenn man zum Beispiel etwas aus einem Nachlass übernimmt, steht da meistens ein privates Ordnungssystem dahinter. Man kennt das vom persönlichen PC-Laufwerk oder vom E-Mail-Postfach. Das ist meistens Ordnung, die für einen selbst nachvollziehbar ist, aber nicht unbedingt für andere. Der Archivar spricht da von schwach strukturierter Ablage. Insofern ist es wichtig, die Ordnung für andere nachvollziehbar zu gestalten. Jemand, der sich für Themenfeld X oder Y interessiert, sollte eine reelle Chance haben, dazu auch etwas im Stadtarchiv zu finden.

Sie müssen also weg von persönlichen Ordnungskriterien, hin zu einer universellen Ordnung?

Bartsch: Ja. Grob gesagt sieht die so aus, dass wir weniger nach Themen ordnen und ablegen, sondern nach Herkunft. Wir nennen das: Provenienz statt Pertinenz. Beispiel. Akten zum Neubau der Stadtbücherei werden nicht in einen Ordner Stadtbücherei gelegt, sondern wir legen strikt nach der Quelle ab, heißt: Bürgermeisterakten bleiben im Bestand Bürgermeisterakten. Wenn ich die Akten mit entsprechenden Schlagworten versehe, ist das weiterhin gut auffindbar. Und nur dadurch wird ein Entstehungs-Zusammenhang sichtbar. Denn die Information, wo eine Akte herkommt, sagt etwas über ihren Wert aus. Wir sortieren also anders als das beispielsweise in der Bücherei geschieht.

Gibt es einen typischen Tag des Matthias Bartsch?

Bartsch: In einem kommunalen Archiv sind relativ viele Tätigkeiten auf wenige Mitarbeiter verteilt. Insofern gibt es den eher nicht – und das schätze ich auch an diesem Job. Die Brotaufgabe des Archivars ist das Aufbereiten von Unterlagen. Beispiel: Wir bekommen 20 Leitzordner aus dem Rathaus, und haben sie bewertet, dann müssen sie zunächst auch gereinigt werden. Eventuell übernimmt dies auch ein Dienstleister. Oft sind Dinge auch nicht mehr gut lesbar. Dann muss ein Transkript angefertigt werden.

Bleiben wir bei den Leitzordnern. Müssen Sie die alle lesen, um bewerten zu können, dass sie wichtig sind?

Bartsch: Natürlich beherrschen wir die Kunst des Querlesens. Mein erstes Bewertungskriterium ist die Hierarchie – aus dem Bürgermeisterzimmer wird eigentlich fast alles übernommen. Mit bestimmten Abteilungen gibt es auch Vereinbarungen darüber, dass Schriftstücke einer bestimmten Ordnung vernichtet werden, ohne dass der Archivar sie angucken muss. Manchmal ziehen wir uns auch Proben nach einem Buchstabenschlüssel. Trotz Querlesens nimmt diese Grundlagenarbeit viel Zeit in Anspruch, die dem Archivar auch gegeben werden muss, weil er nur so sauber arbeiten kann.

Auf welchen Wegen gelangt das Material zu Ihnen?

Bartsch: Beim städtischen Schriftgut ist es relativ einfach. Das hessische Archivgesetz schafft die Grundlage, auf der wir operieren. Was das private Schriftgut angeht, sind wir auf den guten Willen der Hofheimer angewiesen. Und der ist ausgeprägt, was uns freut und unter anderem ein Verdienst meiner Vorgängerin Frau Schlecker ist. Es kommt natürlich immer wieder vor, dass wir sagen müssen: ‚Das ist eine wunderschöne Sammlung, aber unser Platz ist limitiert‘.

„Immer erst mal das Papier aufheben!“

Und wer sind typische Interessenten am Stadtarchiv?

Bartsch: Wenn man mal den Bereich der universitären Forschung ausklammert, in erster Linie Hofheimer. Heimatforscher, Geschichtsinteressierte, Leute, die Artikel schreiben für Jahrbücher. Bei uns in der Stadt sind auch viele Genealogen aktiv, die auf Unterlagen zugreifen wollen. Diese Daten haben wir ja auch. Nach Ablauf bestimmter Fristen übernehmen wir Dokumente vom Standesamt.

Ist man als Archivar manchmal auch Schatzsucher? Inwiefern haben Sie spannende Entdeckungen gemacht?

Bartsch: Insgesamt macht mir das Sichten unheimlich viel Spaß, aber es ist schwierig einzelne Einheiten oder Momente hervorzuheben. Oft kommt dieses Aha-Erlebnis etwas später, wenn man ein Thema hat, das man bearbeitet und dann die Dokumente dazu findet, mit denen man es sich erschließen kann. Aber es ist natürlich auch manchmal lustig, wenn man einen Korrespondenz-Ordner durchsieht und alte Briefe liest. Neulich haben wir tolle Originalfotos aus der Jahrhundertwende erhalten – das sind schon Highlights.

Was erwarten Sie vom neuen Stadtarchiv?

Bartsch: Vor allem mehr Platz, Magazinraum zum Lagern. Dieser wird ideale Bedingungen in Sachen Luftfeuchtigkeit und Temperatur haben. Gleichzeitig bekommen wir Arbeitsfläche zum Aufbereiten und Raum für Schulungen in Zusammenhang mit der Bücherei. Im Rathaus warten bereits viele Dokumente auf ihre Archivierung. Da freuen wir uns schon auf die Arbeit.

Heißt das, das Stadtarchiv wird auch attraktiver für Besucher?

Bartsch: Wir haben ja schon die komfortable Situation, dass wir mit dem Stadtmuseum Dokumente der Stadtgeschichte ausstellen, wie das Hofheimer Gerichtsbuch, das 1425 beginnt. Aber es entsteht für uns auch die Möglichkeit, Bildungsangebote zu erarbeiten über die man mehr Leute anziehen kann.

Letzte Frage: Wie will man heute wissen, welches Medium in 150 Jahren überhaupt noch lesbar ist?

Bartsch: Das ist eine zentrale Frage, eigentlich eine eigene Wissenschaft, die sich nur damit beschäftigt, wie man Informationsträger für die Ewigkeit erhalten kann. Denn das tun wir ja: Wir archivieren für die Ewigkeit. Als Archivar sage ich deshalb: Immer erst mal das Papier aufheben. Für alles, was man digital speichert, muss man die entsprechenden Datenträger permanent auf den neuesten Stand bringen.

Fakten zur Person: Matthias Bartsch

200217 Artikel Interview Bartsch Portrait

 

Matthias Bartsch, Jahrgang 1988, studierte nach dem Abitur Geschichte, Politikwissenschaft und Jura in Frankfurt. Während eines Praktikums bekam er Gelegenheit, das Unternehmensarchiv von Gerolsteiner Sprudel kennenzulernen und begann sich für dieses Themenfeld zu interessieren. Nach dem Studium wirkte er mehrere Jahre im Unternehmensarchiv von Evonik Industries. Seit dem 17. September 2018 ist er Hofheimer Stadtarchivar.

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