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Der Brennholz-Boom
Hoechster Kreisblatt vom 5.10.2005
Der Brennholz-Boom
Alternative zu Öl und Gas
Von Sabine Ränsch
Frankfurt. Die steigenden Energiekosten treiben auch den Holzpreis in die Höhe. Seit Heizöl immer teurer wird, erlebt Brennstoff aus heimischen Wäldern eine Renaissance. Scharen von Menschen ziehen in den Wald, um sich für wenig Geld selbst mit Holz für Ofen oder Kamin zu versorgen. In ländlichen Regionen wachsen die Brennholz-Stapel an den Häusern. »Buchen- und Eichenbrennholz geht vorzüglich, wir haben einen regelrechten Boom", sagt Julius Durst, Energieholz-Spezialist beim Landesbetrieb Hessenforst in Kassel.
Bis zu 40 Euro pro Festmeter werde für Buche bezahlt. Wer sich vom Forstamt einen Holzleseschein holt, die Scheite selbst zurechtschneidet und abtransportiert, bekommt es wesentlich billiger. Wegen der Konkurrenz der privaten Holzkunden zahle die Palettenindustrie für Buchenholz inzwischen 28 Euro pro Festmeter, drei Euro mehr als bisher. „Wir sind sehr zufrieden", sagtDurst.
Lange galt der heimische Rohstoff zum Heizen als rückständig, zu teuer und allenfalls als romantisch, auf keinen Fall aber als gleichwertige Alternative zu Öl und Gas. Moderne Heizanlagen und der unaufhörlich steigende Ölpreis machen aber nun zu so genannten Pellets gepresstes Sägemehl und klein gehackte Holzabfälle wirtschaftlich interessant. Nach einer Studie der „Deutsche Bank Research" waren diese Pellets schon vor dem jüngsten Öl-Preisschub durch den Hurrikan „Katrina" als Heizmaterial günstiger als Heizöl.
Zwar kosten die vollautomatischen Heizanlagen für Pellets noch zwischen 8000 und 12000 Euro - gut 40 Prozent mehr, als herkömmliche Kessel. Doch sparen Haushalte derzeit angesichts der hohen Öl- und Gaspreise gut die Hälfte der Heizkosten ein, was die Mehrkosten innerhalb einiger Jahre amortisiert.
Das Forstamt Bad Schwalbach beliefert vier Holzhackschnitzel-Verbrennungsanlagen im Rheingau-Taunus-Kreis. Mit dem klein gehackten Holz aus dem eigenen Wald beheizen mehrere Gemeinden öffentiche Gebäude wie Schulen oder Kindergärten. Restholz wird dafür schon im Wald klein gehackt, auf überdachten Flächen getrocknet und ist dann zum Verfeuern fertig. „Das ist technisch kein Problem, waldwirtschaftlich sinnvoll und gut für die regionale Wirtschaft", sagt der dortige Forstamtsleiter Martin Küthe, der sogar ein „neues hölzernes Zeitalter" erwartet.
Vorerst ist die Holzverbrennung vor allem Abfallverwertung: Das so genannte Schwachholz, das beim Holzeinschlag im Wald anfällt, wollte bisher keiner haben. Dünne Stämme und Äste blieben meist liegen. Pellets werden aus Sägemehl gepresst, das ohnehin anfällt. Denkbar ist für die Forstleute aber auch künftig eigens schnell wachsendes Brennholz anzubauen. Grenzen für den Holzeinsatz als Energieträger gebe es nur durch das Nachhaltigkeitsprinzip, sagt Küthe. Nach diesem System, das die Forstwirtschaft in Deutschland schon seit gut 200 Jahren anwendet, darf nur so viel Holz geerntet werden wie nachwächst.
Ökologische und wirtschaftliche Vorteile von Holz als Heizmaterial will die hessische Landesregierung bei den Europäischen Biomasse-Tagen der Region zeigen. Bis zum 2. Oktober können zahlreiche Anlagen besichtigt werden (siehe Box). Die Landesregierung hat sich vorgenommen, bis 2015 den Anteil der erneuerbaren Energien am Endenergieverbrauch von derzeit 4,5 auf 15 Prozent zu erhöhen.
Tage der Biomasse
Wiesbaden. Heizen mit Holz ist auch Thema bei den Europäischen Biomasse-Tagen, die bis zum 2. Oktober ökologische und wirtschaftliche Chancen der alternativen Energiequelle aufzeigen sollen. Biomasse dient der klimaschonenden Erzeugung von Energie und verschiedener Produkte, die auf der Basis von Kartoffel-, Mais- oder Getreidestärke biologisch abbaubar, recyclebar und ungiftig hergestellt. Im Bereich der Energieerzeugung kommt Biomasse vor allem in Form von Holzbrennstoffen bei der Heizwärmebereitstellung zum Einsatz.
Das hessische Umweltministerium stellt zusammen mit 40 Vorreitern bei der Nutzung von Biomasse verschiedene Projekte vor. Einige davon in der Region: Am 30. September laden Hochbauamt und Stadtschulamt Frankfurt zu Führungen durch die Pelletsheizanlage. Am I.Oktober präsentiert die Wetterauer Agrar Service GmbH in Wölfersheim den „Tag des offenen Heizkellers". „Pelletsheizung und Brennstoffnutzung" heißt das Thema in der Hochtaunus-Gemeinde Weilrod beim dortigen Forstamt im Schloss Neulweilnau. Energieberatungszentrum Main-Taunus sowie Hofheimer Wohnungsbaugesellschaft laden zu einer Besichtigung einer Holzpelletsheizung in einem Hofheimer Mehrfamilienhaus (beides 1.Oktober).
Daten, Orte und Ansprechpartner unter http://www.hmulv.hessen.de.