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Experiment: Die Dämmung wird dünner
Höchster Kreisblatt 25.5.2005
In der Wilhelmstraße wird saniert
Experiment: Die Dämmung wird dünner
Von Barbara Schmidt
Hofheim. Modern, moderner, futuristisch – drei baugleiche Häuser der Hofheimer Wohnungsbaugesellschaft (HWB) in der Wilhelmstraße 35 - 39 werden jetzt für ein ungewöhnliches Experiment «energetisch saniert». Am Ende wird jedes Haus ein anderes Verbrauchs-Niveau haben: Es reicht vom herkömmlichen Neubau-Standard (minus 45 Prozent Energieverbrauch) über den eines Niedrigenergie-Hauses (minus 80 Prozent) bis zum Niveau, das Passiv-Häuser erreichen (minus 90 Prozent). Die HWB lässt die ungleiche Sanierung nicht ohne Grund durchführen: Dass die Häuser sich gleichen wie ein Ei dem anderen, macht sie zum hervorragenden Versuchsobjekt. Und daran haben viele ein Interesse.
Stolze 850 000 Euro bringen die Wirtschaftsministerien von Bund (80 Prozent) und Land (20 Prozent) auf, um die Anbringung eines ganz neuen Dämmmaterials an den Straßenseiten der Häuser zu ermöglichen. Dabei werden nicht nur neuartige Dämmplatten, so genannte Vakuumisolationspaneelen (VIPs), zum Einsatz kommen, sie werden auch auf eine bislang nie erprobte Art montiert. Bereits im Werk werden ganze Teile der Fassadenisolierung inklusive Fenstern vormontiert und dann an der Baustelle direkt an die Hauswand gehängt. Von diesem Verfahren erhoffen sich die Ingenieure die Vermeidung von Schäden an den empfindlichen VIPs, die man sich ähnlich vorstellen müsse, wie die Vakuumverpackungen von Kaffeepulver, erläuterte gestern Architekt Stefan Reuther. Einer ihrer Vorteile: Sie erzielen bei nur 30 Millimeter Dicke die gleiche Dämmwirkung wie herkömmliche Isolierplatten von 30 Zentimeter Stärke. Die vorgefertigten Großelemente sollen aber auch die Konstruktion optimieren helfen (Vermeidung von Wärmebrücken) und für kurze Montagezeiten an der Baustelle sorgen.
Statt der bislang drei Ölheizungen wird eine gemeinsame Holzpelletheizung die nötige Restwärme liefern. Sie wird mit gepressten Holzresten (den «Pellets») automatisch befeuert. Das ist nicht nur preisgünstig, sondern auch ökologisch: Der Ausstoß von Kohlendioxid verringert sich um 80 Prozent.
Dächer, Fenster und Türen werden so erneuert, dass sie ebenfalls den Energieverbrauch senken helfen. Bei den Fenstern kommen neue Techniken wie Lüftungsanlagen mit Wärmetauschern zum Einsatz. Was die verschiedenen Maßnahmen bringen und wie sich die drei Niveaus auswirken, wird das Institut für Wohnen und Umwelt (Darmstadt) wissenschaftlich untersuchen. Das ist nicht nur für die beteiligten Hersteller, sondern auch für ungezählte Besitzer von Altbauten spannend. Die HWB rechnet mit bundesweitem Interesse, das zum Beispiel mit «Baustellentagen» befriedigt werden soll.
Saniert wird aber nicht nur die «äußere Haut» der drei Gebäude. Die je zwei Wohnungen pro Haus werden grundüberholt, die Wohnungen im ersten Stock sollen um ein ausgebautes Dachgeschoss zur Maisonette vergrößert werden. Die Mieter sollen übrigens künftig rund 1,50 Euro pro Quadratmeter mehr zahlen, aber gleichzeitig deutlich Heizkosten sparen können.